Seide

Die Faser

Die Seide ist eine faszinierende Naturfaser. Die Einzige, die (quasi) endlos ist. Gewonnen wird das Filament vom Kokon des Seiden- beziehungsweise Maulbeerspinners, eines gräulich-weissen, stark behaarten Falters. Und dessen Leben dreht sich lediglich um drei Sachen: Fressen, Spinnen und Paaren. Letzteres erlebt jeder Seidenspinner nur einmal, allerdings dauert die Paarung ungefähr acht Stunden. In den darauffolgenden Tagen legt das Weibchen bis zu 400 Eier und stirbt danach. Nach dem Überwintern schlüpfen aus den Eiern die Seidenraupen. Zunächst sind sie nur wenige Millimeter gross, wachsen aber innerhalb von 35 Tagen zu acht Zentimeter grossen Raupen heran. Ihr Gewicht vervielfachen sie um das 10’000-fache – dafür vertilgt jedes Tier Unmengen an Maulbeerblättern. Ausschliesslich, denn sie sind monophag. Ist die Raupe nach fünf Wochen ausgewachsen, beginnt der Verpuppungsprozess. Aus den Spinndrüsen tritt eine Substanz, die an der Luft sofort zu einem Faden verhärtet. In ungefähr 300'000 Kopfwindungen legt die Raupe einen rund 900 Meter langen Seidenfaden um sich und baut damit ihren Kokon. Nach der vollendeten Metamorphose beisst sich der neue Falter den Weg in die Freiheit aus dem Kokon.  

Wir lieben Seide vor allem deswegen:  

  • Ein einzelnes Seidenfilament hat einen Durchmesser von 5 bis 10 Mikrometer und ist damit aussergewöhnlich fein im Griff. Die Seide gilt als dünnste Naturfaser überhaupt.   
  • Die geringe Dichte der Faser macht Seide besonders leicht und damit gerade im Sommer besonders geeignet für luftige Textilien.  
  • Trotz des geringen Gewichts und der Feinheit ist Seide sehr reissfest.   
  • Seide kann viel Feuchtigkeit aufnehmen und fühlt sich lange trocken an.  
  • Seide hat eine tolle Isolationsfähigkeit und schützt sowohl vor Hitze als auch vor Kälte.  
  • Auch nach mehrmaligem Tragen bleibt ein Kleidungsstück aus Seide angenehm geruchslos.  
  • Ganz allgemein profiliert sich die Seide als Textilfaser durch ihren edlen Glanz, Griff und Fall und gilt als besonders luxuriös.  
  • Auch einzigartig ist das Geräusch, das beim Bewegen eines Seidenstoffs entsteht: Der Seidenschrei.  

Der Einsatz

Seide wird hauptsächlich für Blusen, Tops und Kleider verwendet. Vereinzelt gibt es auch Hosen aus Seide. Ausserdem ist Seide für Lingerie und Unterwäsche sehr beliebt, denn wer möchte nicht die sanfteste und weichste aller Fasern direkt auf der Haut tragen. 

Die Schattenseiten

Und hier beginnt das Problem dieser wundervollen Faser: Traditionellerweise werden die verpuppten Raupen nämlich im Dörrofen oder Wasserdampf abgetötet. So wird verhindert, dass das lange Filament beim Austreten des Seidenspinners beschädigt wird. Das macht theoretisch zwar Sinn – ist aber auch ziemlich brutal. 

Der glore-Standard

Deshalb verkaufen wir ausschliesslich Seidenprodukte aus bio-zertifizierter und gewaltfreier Seide (oft auch Ahimsa-Seide genannt). In diesem Fall darf der Seidenspinner aus dem Kokon austreten und den natürlichen Lebenszyklus vollenden. Sein Faden wird anschliessend von Hand oder maschinell versponnen. Ausserdem verzichten die Züchter:innen auf Fungizide und Insektizide – stattdessen wird der ganze Maulbeerbaum mit einem Netz vor Schädlingen und Fressfeinden geschützt. Dies alles bedeutet natürlich mehr Aufwand und damit einen höheren Preis. Aber wenn schon luxuriöse Seide, dann auch mit gutem Gewissen. 

Wir bei glore lieben zwar Seide, sind aber auch hier überzeugt, dass ein bewusster Konsum enorm wichtig ist. Deswegen haben wir nur einige wenige aber gut ausgewählte Stücke aus Seide im Angebot. 

Die Pflege

  • Seide kann in der Regel auch maschinell gewaschen werden. Dabei sollte allerdings unbedingt das Feinwaschprogramm ohne Schleudern und Trocknen gewählt werden, sowie das entsprechende Waschmittel. Für die besondere Sorgfalt eignet sich auch der Wäschebeutel.  
  • Seide ist empfindlich gegen Hitze und Sonne, also nur im Schatten trocknen.  
  • Falls Seide gebügelt werden muss, dann in leicht feuchtem Zustand und bei maximal 150° C. Ist das Kleidungsstück schon trocken, nicht mit Wasser besprühen (dies bringt Flecken!), sondern ein feuchtes Tuch über den Stoff legen.   
  • Da Seide leichter bricht als andere Textilfasern, zur Aufbewahrung besser hängen als falten.