Leinen

Die Faser

Leinen ist eine pflanzliche Naturfaser, die zu den Bastfasern zählt und aus dem Stängel des Flachses gewonnen wird. Diese einjährige Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu einem Meter. Obwohl Leinen heute auf dem internationalen Textilmarkt eher eine Nebenrolle spielt, zählt es möglicherweise zu den ältesten Textilfasern der Menschheit. Funde, die über 30.000 Jahre alt sind, belegen seine lange Geschichte. Auch ägyptische Mumien wurden in Leinen gehüllt. Im Mittelalter war Leinen neben Wolle die am häufigsten verwendete Textilfaser in Europa, bevor es weitgehend von Baumwolle verdrängt wurde. Seit Ende des 20. Jahrhunderts erlebt Leinen jedoch eine Renaissance, da seine Vorteile und umweltfreundlichen Eigenschaften neu entdeckt werden. 

Im Vergleich zur Baumwolle bietet Leinen zahlreiche Vorteile. Die Flachspflanze wächst in Mitteleuropa auch auf weniger fruchtbaren Böden gut und benötigt in der Regel nur natürlichen Regen zur Bewässerung. Zudem benötigt sie im konventionellen Anbau etwa fünfmal weniger Dünger und Pestizide als Baumwolle.

Die Verarbeitung des Flachses zu Leinen aber ist komplexer und daher kostenintensiver als bei Baumwolle. Ein Vorteil dieser aufwändigen Verarbeitung ist, dass keine Chemikalien verwendet werden müssen. Bei der sogenannten Tauröste übernehmen Sonne, Tau und Bakterien die Arbeit, um die fibröse Haut vom Holz zu trennen, wodurch die Fasern leicht gelöst werden können. Nach dem Trocknen, Brechen und „Hecheln“ (Auskämmen) werden die Fasern zu Garnen gesponnen, gewebt oder gestrickt, um hochwertige Kleidungsstücke herzustellen. 

Der Einsatz

Leinen ist eine vielseitige Faser, die in vielen Bereichen eingesetzt wird – neben Bekleidung zum Beispiel auch bei Heimtextilien, Möbeln oder oder in der Kunst. Besonders häufig sehen wir Leinen bei leichter, atmungsaktiver Sommerkleidung. Leinen überzeugt durch seine Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit. Seine geringe Elastizität macht es sehr reissfest, jedoch neigt es zur Knitterbildung, die als „Edelknitter“ bezeichnet wird und dem Material seinen charakteristischen Look verleiht. Unbehandeltes Bio-Leinen ist besonders hautfreundlich, auch wenn es sich etwas fester anfühlen kann als Baumwolle. Zudem bietet die glatte Oberfläche von Leinen ein kühles Gefühl auf der Haut, was es bei hohen Temperaturen besonders angenehm macht. Leinen kann bis zu 35 Prozent seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen, was es ideal für heisse Tage und schweisstreibende Aktivitäten macht. Das Material ist nahezu flusenfrei, besitzt einen natürlichen Glanz und ist wenig anfällig für Schmutz und Motten. 

Die Schattenseiten

Die Verarbeitung von Leinen ist aufwändig und die Faser daher teurer als andere Stoffe wie Baumwolle. Oft erfolgen die einzelnen Schritte an verschiedenen Orten und die ganzen Prozesse sind intransparent. So kann es sein, dass europäischer Flachs auf seinem Weg zur Leinenfaser einen Ausflug nach China macht, auch in die Region Xingjiang. Dort kommt immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren, die auf sowohl auf den Anbaufeldern als auch in der Verarbeitung zu Arbeit unter unwürdigen Umständen gezwungen werden. 

Der glore-Standard

Wir bevorzugen wir Leinen aus biologischer und/oder europäischer Produktion. Auf jeden Fall ausgeschlossen sind Fasern aus der Region Xingjiang.

Die Pflege

  • Alltagskleidung bei 30°C waschen, Leinen verträgt aber auch höhere Temperaturen (weiss bis 95°C, bunt bis 60°C). Wegen geringerer Scheuerfestigkeit idealerweise den Schonwaschgang wählen.
  • Wäschetrockner besser vermeiden (Einlaufgefahr), ist aber möglich.
  • Leinen knittert stark. Vor dem Bügeln mit maximal 200°C leicht anfeuchten.