Hanf

Die Faser

Trotz seiner beeindruckenden Geschichte hat Hanf in den letzten Jahrzehnten ein schwieriges Dasein geführt und wurde fast vollständig vergessen. Dabei ist Hanf eine bemerkenswerte Pflanze – sogar die erste Gutenberg-Bibel wurde auf Hanfpapier gedruckt. Doch wie viele traditionelle Materialien geriet Hanf seit der Industrialisierung in den Schatten von Baumwolle und synthetischen Fasern. Der kontroverse Gebrauch als Rauschmittel hat Hanf zusätzlich belastet und bei vielen Menschen Skepsis ausgelöst. Dabei ist diese Sorge unbegründet, denn Nutzhanf enthält nur geringe Mengen THC und ist somit ungeeignet für die berauschende Konsumation.

Angebaut werden kann die Pflanze fast überall. Sie ist praktisch gänzlich anspruchslos und wächst in allen Breitengraden und auf allen Böden. Bis zu 4 Meter hoch wird Hanf und entwickelt dabei ein dichtes Blätterwerk. Dieses verhindert das Wachstum von jeglichen Beikräutern. Kombiniert mit der Resistenz gegenüber Pilzbefall ist dies eine hervorragende Ausgangslage: Hanf benötigt keinerlei Herbizide oder Fungizide. Auch chemischer Dünger und genverändertes Saatgut findet selbst im konventionellen Anbau kaum Verwendung. Ausserdem kann von der Wurzel bis zum Samen die ganze Pflanze verwendet werden – im textilen Bereich kommt der Stängel als Bastfaser zum Einsatz und ist vergleichbar mit Leinen. 

Der Einsatz

Hanf eignet sich ähnlich wie Leinen oder auch Baumwolle für diverse Textilien, die Faser findet sich zum Beispiel in Jeans, Hemden, T-Shirts oder Jacken.

  • Hanf ist äusserst belast- und lange haltbar.
  • Bekleidung aus Hanf tötet Bakterien ab und ist somit natürlich antimikrobiell.
  • Durch das ausgesprochene gute Wärmekapazitätsverhältnis gleicht Hanf perfekt aus: Im Sommer hält die Faser kühl, im Winter warm.
  • Hanf ist zusätzlich angenehm feuchtigkeitsregulierend. Bis zu 30 Prozent Feuchtigkeit nimmt die Faser auf und gibt sie wieder ab, ohne dabei unangenehm zu kleben oder zu riechen.
  • Zusätzlich überzeugt Hanf mit einem natürlichen UV-Schutz und besonderer Hautverträglichkeit.
  • Eine natürliche Schmutzabweisung der Hanffaser macht häufiges Waschen überflüssig.

Die Schattenseiten

Trotz der vielen Vorteile hat Hanf in der Textilindustrie auch einige Schattenseiten. Die Verarbeitung der Hanffasern ist aufwändiger und teurer als die von Baumwolle, da die Fasern steifer und schwieriger zu verarbeiten sind. Dies führt zu höheren Produktionskosten und erschwert vor allem auch in Europa eine profitable Produktion. Immer wieder kommt es auch vor, dass trotz der natürlichen Abwehrkraft auch Pestizide oder Fungizide auf den Hanffeldern eingesetzt werden. Ein Grossteil des Hanfs wird heute in China angebaut und verarbeitet. Dabei kommt es insbesondere in der Region Xingjiang immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren, die auf Feldern oder in Lagern zu Arbeit unter unwürdigen Umständen gezwungen werden. 

Der glore-Standard

Wann immer möglich bevorzugen wir Hanffasern aus biologischer und/oder europäischer Produktion. Beides ist aber nach wie vor sehr selten verfügbar. Auf jeden Fall ausgeschlossen sind Fasern aus der Region Xingjiang.

Die Pflege

  • Hanfkleider sollten nach Möglichkeit bei 30°C gewaschen werden. Wegen geringerer Scheuerfestigkeit idealerweise den Schonwaschgang wählen. 
  • Stücke aus Hanf nur anschleudern und nicht wäschetrocknen. 
  • Hanf hat eine starke Knitterneigung. Vor dem Bügeln mit maximal 150°C leicht anfeuchten.